22.05.2022, Georgs-Kirchengemeinde Dortmund
“Nach ihrer Flucht: Die beste Jazz-Pianistin der Ukraine spielt Konzert in Sölde“. Unter diesem Titel berichteten die „Ruhr Nachrichten“ über unsere Veranstaltung in der Dortmunder Georgskirche, – ein kurzfristig organisiertes Konzert, wie der Text verriet.
Tatsächlich konnten wir dieses Konzert in kürzester Zeit vorbereiten, da es bereits unsere zweite gemeinsame Aktion war: Schon im Jahr 2015 haben wir zusammen mit der Georges-Gemeinde das Benefizkonzert der berühmten ukrainischen Sängerin Mariana Sadovska (Lemberg – Köln) durchgeführt.
Wie bereits bei dem Konzert im Seniorenzentrum „Augustinum“ teilte sich Natalia Lebedeva mit der jungen Sängerin Etel Enenberg die Bühne. Im Programm waren auch diesmal ukrainische Musik und Jazz.
Auch bei diesem Konzert hatten wir eine ganz konkrete Person ausgesucht, mit deren Hilfe wir die Menschen in der Ukraine unterstützen wollten. Diesmal ging es um Olga Simonova, eine Psychologin und Ärztin, die über längere Zeit das Kindercamp „Waldvorpost“ geleitet hat. Noch kurz vor Kriegsbeginn veranstaltete Olga trotz der weiterhin andauernden Coronapandemie ein Camp für Kinder mit besonderen Bildungsbedürfnissen. Bald nach dem Beginn des Krieges wurde ihre kleine Stadt in der Nähe von Kyiv durch russische Truppen besetzt. Sie rettete Kinder aus dunklen und kalten Kellern. Als ihre kleine Stadt befreit wurde, veröffentlichte Olga folgenden Hilferuf im Facebook, die wir während des Konzertes vorgelesen haben:
„Seit ich im Jahr 2015 in “Лiсова Застава” (“Waldvorpost”) eintrat, verbindet sich für mich Überschrift “Kinder” auf dem Haus mit sehr viel Schmerz, Trauer und Tränen. Jede solche Überschrift erinnert mich an die realen Geschichten über das Leben der Kinder im Krieg. Damals war es ein lokaler Krieg, der Krieg im Donbass. Jetzt ist der Krieg in mein Haus gekommen. Auf den Fotos sieht man zwei Häuser, wo Kinder wohnen, meine Kinder. Noch am 14 Februar, nach ihrem zweiwöchigen Besuch, freuten wir uns auf unser nächstes Treffen in einem Monat, am letzten März – Wochenende… Und tatsächlich haben wir uns wieder getroffen, wir haben es geschafft, zu meinen Kleinen zu kommen. Das Gesehene macht sprachlos. Hinter den zwei Zäunen die Höfe, wo die Kinder gelitten haben. Vor einem Zaun vor dem Eingang in den Hof wurden zwei riesige Gruben ausgehoben, dazwischen haben die Besatzer zwei schmale Bretter als Ausgang aus dem Hof gelegt. Sie haben den Kindern nur den Toilettengang erlaubt. In diesem Hof wohnen sechs wunderbare Kinder. Bevor das Dorf von Besatzer eingenommen wurde, sagte man, dass die Mädchen sich verstecken sollten. Und eine Familie hat sie zwei Wochen lang im Keller versteckt. Im anderen Hof wohnen drei Kinder, eins von ihnen hat eine zerebrale Paralyse. Als dieses Kind durch das Fenster gesehen hat, wie “diese” einfach so den Zaun beschossen und dabei lachten wie verrückt, hat dieses Kind drei Wochen lang vor Angst das Haus nicht verlassen. Hier sind nur zwei kleine Fotos, hinter denen aber große Geschichten sind. Diese und viele andere Familien haben nicht nur Bedarf an Grundnahrungsmitteln wie Getreide und Öl, es geht um individuelle Bedürfnisse, die außerhalb der Rahmen üblicher humanitärer Hilfe liegen. Wenn jemand sich dafür interessiert, zu helfen, nicht um pathetische Posts auf Facebook zu schreiben, ohne Fotos von Kindern, die sich für ein Kilo Süßigkeiten oder ähnliches bedanken müssen – macht bitte mit! Wenn jemand Interesse daran hat, sich mit den Kindern zu treffen, Zeit mit ihnen zu verbringen – macht bitte mit!
Bilder
Wunderbare Atmosphäre der Kirche, eindrucksvolle Wörter, emphatische Zuhörer und die Musik, die gerade ins Herz geht – dank dieser Aktion wurden 870 € gesammelt.